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Projektbeschreibung: "Das Glücksprinzip"

Im Verlauf der Unterrichtsreihe „Gesellschaftliche Verantwortung“ im Fach „Praktische Philosophie“ beschäftigten wir uns mit dem Film „Das Glücksprinzip“ (Pay it forward, 2000, Mimi Leder), in dem ein Soziologielehrer seiner Klasse eine Aufgabe gibt, die für das gesamte Schuljahr gilt: „Denkt euch eine Möglichkeit aus, die Welt zu verbessern – und setzt diese Idee in die Tat um!“. Auf einen 12jährigen Jungen macht dies besonderen Eindruck und er erfindet das „Weitergeben“: Ein Mensch tut etwas, was das Leben von drei Menschen grundlegend verbessert – und diese drei müssen es jeweils an noch drei Menschen „weitergeben“. Dies inspirierte uns als Kurs so sehr, dass ich als Lehrer dieselbe Aufgabe meinen Schülerinnen und Schülern stellte, was diese sogleich sehr motiviert und engagiert annahmen. Gerade die Praxisorientierung war es dabei, die den Unterricht mit Leben füllte, wobei nicht nur Kreativität, sondern auch persönlicher Einsatz gefragt war, da viele Ideen ja nur nach und außerhalb des Unterrichts umgesetzt werden konnten.

Es wurde gebastelt (Mitmenschen sollten positive, motivierende Kommentare aus einer „Komplimente-Box“ ziehen), Schülerinnen und Schüler kauften von Ihrem Taschengeld Rosen und verteilten diese auf dem Schulgelände und in der Nachbarschaft (die Reaktionen wurden mit Einverständnis festgehalten und es wurde ein Kurzfilm zusammengeschnitten), Ideen gesammelt für Besuche in Seniorenheimen (Spiele, Gespräche, etc., um seinen Mitmenschen zu zeigen, dass sie noch immer ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft sind), es wurden Pläne geschmiedet für Spendenaktionen (Verkauf von selbstgemachtem Essen mit Köstlichkeiten aus Bosnien, Deutschland, der Türkei) und es wurde Kontakt aufgenommen zu verschiedenen wohltätigen Organisationen, denen man mit Sammelaktionen unter die Arme greifen wollte (Kleidung und Spiele für Kinderheime und Suchtberatungsstellen).

Dies sind nur einige Beispiele, mit denen sich die Schülerinnen und Schüler selbst ihrer Handlungsfähigkeit bewusst wurden und welche ihnen zeigte, dass ihr Engagement und ihre Handlungen positive Konsequenzen haben können, dass ihre Stimmen nicht immer ungehört verhallen müssen, gerade wenn man sich den globalen Problemen der heutigen Welt entgegenstellen möchte, sich aber fragt, ob das überhaupt etwas bewirken kann. Ein besonderer Gänsehautmoment fand statt, als die Leiterin der Alsdorfer Suchtberatungsstelle „Feuervogel“ uns mitteilte, dass die mit unserem Schulverkauf eingenommenen 210 Euro für einen Besuch im Phantasialand verwendet werden, was sich ihre Kindergruppe so sehr gewünscht hätte, was sie sich aber niemals selbst hätten leisten können. Hier wurde uns allen klar: Ja, wir können das Leben unserer Mitmenschen ein Stück besser machen. Wenn wir nur wollen.

Text: Melih Tüzem