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Stundentafel schon fertig

Vorbereitungen für die Rückkehr zu G9 laufen auf Hochtouren

Von Günther von Fricken

Abitur nach acht Jahren Besuch des Gymnasiums oder nach neun Jahren? Diese Frage sorgte jahrelang für intensive Diskussionen. Als 2005 in Nordrhein-Westfalen die Schulzeitverkürzung an Gymnasien auf acht Jahre (G8) beschlossen wurde, versprach sich die Landesregierung davon jüngere Abiturienten und effektiveren Unterricht. Eltern dagegen befürchteten in der achtjährigen Gymnasialzeit verstärkten Lernstress.

Die Politik also war begeistert, die Eltern zeigten sich skeptisch, und am Ende sorgten sie durch politischen Dauerdruck dafür, dass der Landtag die Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren (G9 ) beschloss.

Ab dem kommenden Schuljahr werden die Fünfer- und Sechser-Klassen nach G9 unterrichtet. Der erste reguläre neue G9-Jahrgang macht dann 2027 Abitur.

Das aber ist zunächst noch Zukunftsmusik, denn aktuell stehen die Abiturprüfungen des Jahrganges 2019 im vierten Fach an. Die Schüler der jetzigen Klasse 6 werden die letzten sein, die unter G-8-Bedingungen Abitur machen. Das wird im Jahr 2025 der Fall sein. Danach wird es ein Jahr ohne Abitur geben und im Jahr 2027 werden die ersten G-9er das Abitur ablegen.

„Wir sind froh, dass es wieder zurück zu G9 geht. Es gibt nur eine Handvoll Schulen in NRW, die bei G8 bleiben. Das sagt eigentlich alles“, blickt Wilhelm Merschen, Schulleiter des Baesweiler Gymnasiums, in die Zukunft. Die Stundentafel für G9, die im kommenden Schuljahr für die Klassen fünf und sechs gelten wird, ist nach seinen Worten fertig.

Als weitere Konsequenzen der Rückkehr zu G9 nennt Merschen: Die Ausbildungs- und Prüfungsordnung für die Sekundarstufe 1 ist beschlossen und die Lehrpläne müssen (mal wieder) angepasst werden, wobei die Hoffnung besteht, dass der Weg zurück zu G9 etwas weniger Arbeit machen wird als der zu G8. „Man muss allerdings wissen, dass das neue G9 nicht identisch ist mit dem alten. Das sieht man schon daran, dass es entgegen der Hoffnungen nicht möglich sein wird, völlig auf einen Langtag zu verzichten. Die Jahrgangsstufe 10 wird im Jahr 2022 vermutlich einen Langtag haben, es sei denn wir dürften wieder siebte Stunden ohne eine lange Mittagspause geben“, ergänzt der Schulleiter.

Natürlich, so sagt er, sei der Übergang zu G9 ein „Fest für die Verlage“. Er ist sich aber sicher, dass das Baesweiler Gymnasium mit den vorhandenen Büchern so lange weiterarbeiten kann, bis sie nach Ende ihrer „Haltbarkeitszeit“ wegen Verschleiß durch neue ersetzt werden, die dann ganz auf G9 abgestimmt sind.

Genauso habe das auch damals beim Übergang zu G8 „mehr oder weniger gut funktioniert“. Der Mehrbedarf an Lehrern ist nach Worten Merschens erst dann gegeben, wenn die Schule zum ersten Mal wieder alle neun Schuljahre besetzt hat, dann allerdings sprunghaft.

„Ich bin gespannt, wie die Landesregierung das in den Griff bekommt“, so Merschen.

Ob es zudem ein Raumproblem gebe, werde sich zeigen und hänge auch von den zukünftigen Anmeldezahlen ab. „Wenn wir weiter fünfzügige Jahrgänge einschulen, wird es im wahrsten Sinn des Wortes eng werden“, weiß Merschen.

(Erschienen im SuperMittwoch, 29.05.2019)