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Nur noch büffeln oder etwas entspannter an die Abiturprüfungen rangehen? Es geht wohl beides...

Vieles hängt auch von der Wahl der Fächer selbst ab – einige haben es beim Lernen durchaus in sich, wissen Baesweiler Gymnasiasten

BAESWEILER. Den größten Teil ihrer Abiturpunkte dürften die meisten Baesweiler Gymnasiasten vor den abschließenden Prüfungen bereits in der Tasche haben. Und dennoch ist diese Zeit – kurz bevor ein erster besonders prägender Lebensabschnitt sich dem Ende neigt – eine Phase, die zum Reflektieren Anlass gibt: über das, was in den vier Abiturfächern geprüft werden könnte, wie man den dazu nötigen Stoff auch nochmal nach den absolvierten Vorklausuren vertieft (oder eben nicht) und was nach der Gymnasialzeit mit oder ohne langjährige Schulfreunde kommen mag. Auch die Baesweiler Gymnasiasten Noemi Garcia Naranjo, Johannes Höppener (beide 18) und die noch 17-jährige Alina Gilleßen machen sich nun Anfang März so ihre Gedanken und vertreten zum Teil unterschiedliche Ansichten, insbesondere zu den noch anstehenden Prüfungen und den Vorbereitungen darauf.

Aufwand ist recht unterschiedlich

Johannes, mit den gewählten Leistungskursen (LK) Biologie und Französisch sowie Deutsch und Sozialwissenschaften als weitere Abiturfächer, sieht das Thema Üben für die letzten Prüfungen noch recht entspannt: „Ich habe noch nicht angefangen für die Abiturprüfungen zu lernen, mache mir aber schon Gedanken dazu.“ Was von Fach zu Fach allerdings auch sehr unterschiedliche Lernansätze verlange. So stünden in Biologie viele Fachbegriffe im Fokus, in den Sprachen mehr das Analytische. Mehr Gedanken macht er sich zu den von den Lehrern vermittelten Inhalten und somit auch zur Chancengleichheit bei den Prüfungen. Dazu später mehr. Bei momentan 34 Wochenstunden hält Johannes jedenfalls sein rein schulisches Pensum für gut beherrschbar und sieht den Prüfungen nach den Osterferien relativ gelassen entgegen. Noemi hat die Abiturfächer Französisch und Pädagogik (LK) sowie Biologie und Deutsch und sieht das mit dem Lernen etwas anders: „Ich habe schon damit angefangen und dadurch weniger Freizeit“, sagt die im Schulleben des Baesweiler Gymnasiums nicht zuletzt durch ihren Posten in der Schülervertretung tief verwurzelte Schülerin. Alina, die sich für eine identische LK-Kombination entschieden hat und dazu noch Mathe und Deutsch im Programm hat, büffelt derzeit auch schon mehr und fühlt sich bereits in Klausurphasen „zeitlich eingeschränkt“. Vor allem für ihr Hobby Turniertanzen wird es organisatorisch richtig eng: „Aber man muss jetzt Prioritäten setzen, die richtigen Entscheidungen treffen. Das gehört zum Erwachsenwerden dazu. Allerdings fällt das Lernen schon leichter, wenn man alles schon mal im Unterricht gehört und aufgepasst hat. Für die Sprachen tue ich nicht so viel, bei Mathe muss man die Formeln lernen, aber richtig schwer ist das Üben für Pädagogik“, berichtet Alina, die die am 11. April beginnenden Abiturprüfungen noch als Minderjährige absolvieren wird. Bei G8 kann es eben auch mal richtig schnell gehen.

Nur die Beschäftigung mit den gut 20 für das Fach Pädagogik zu beherrschenden Theorien kostet offenbar richtig Zeit, bestätigt auch Noemi. Da beide junge Damen am liebsten Medizin studieren würden und es auf Notenstellen hinter dem Komma ankommt, ist eine möglichst perfekte Vorbereitung für sie sehr wichtig. „Falls das nicht klappt, habe ich auch noch einen Plan B oder C“, so Noemi. Johannes möchte Journalist werden und in Bochum Medien- und Theaterwissenschaften studieren. Die drei von insgesamt 104 Baesweiler Abiturkandidaten blicken somit schon recht konkret über ihre schulische Zeit hinaus. Damit die Pläne aufgehen, wäre es für die Schüler natürlich sinnvoll, wenn die Abituraufgaben nah am im Unterricht gelernten Stoff gestellt würden. Und da gibt es dann doch die ein oder andere Befürchtung, dass ein Parallelkurs mehr Inhalte bzw. die „richtigeren Themen“ für die bundesweit zentral vorbereiteten Abiturfragen gelernt haben könnte, als man im eigenen. Wilhelm Merschen, Leiter des Gymnasiums, beruhigt: „Ein Blick auf die frei zugänglichen Prüfungsfragen der vergangenen Jahre zeigt eigentlich ganz gut, wo man vor den Prüfungen steht“, wobei unterschiedliche Methodik mit gleicher Zielsetzung im Unterricht durchaus üblich sei. Bestimmte Inhalte müssten so oder so behandelt werden. Einige Kollegen würden jedoch darüber hinausgehen, andere ein Thema mehr in der Breite vermitteln. Ein Grund zur Sorge für die Prüfungen sei dies jedoch nicht, so Merschen, der ganz andere Hürden auf seine künftigen Abiturienten zukommen sieht.

Ein Ausblick auf die Zeit an der Uni

Etwa die erste Klausur an der Universität, die dann für viele sicher eine große Herausforderung werde. Da würde dann ein ganz anderes Lernen verlangt, das oft nur in Teamarbeit zum Erfolg führe, weiß er aus eigener Studentenzeit noch. Vor all dem steht jedoch noch die Zeugnisvergabe samt Abiturientenball – Ereignisse, die am Baesweiler Gymnasium eigentlich nur ein paar Stunden auseinander liegen. Und das wiederum ist meist für die jungen Damen ein Thema, hat Merschen über einige Abiturjahrgänge hinweg beobachtet. Während es „sich die Herren oft recht einfach machten“ und zwischen Anzug und Jeans zu beiden Ereignissen neigten, würden die Abiturientinnen die Kleiderfrage deutlich ernster nehmen und sich nicht selten für beide Termine unterschiedlich in Schale werfen. Und eine der befragten beiden Damen hier hat sich da übrigens auch schon früh festgelegt... (phan)

Erschienen im SuperSonntag, 04.03.2018