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Alternative Wege zum klassischen Studium

Für viele Schülerinnen und Schüler an deutschen Gymnasien ist wohl mehr denn je das Ziel eines Hochschulstudiums die zentrale Antriebsfeder für die Erlangung ihres Schulabschlusses. Oftmals spielen bei diesem Ansatz gesellschaftliche Leitbilder und der Einfluss des Elternhauses eine zentrale Rolle.

Dabei erscheinen insbesondere vor dem Hintergrund eines wachsenden Fachkräftemangels und rapide gestiegener Studienabbruchszahlen alternative Wege zu einem klassischen Studium attraktiver denn je. Am 25.1.2023 waren vier Auszubildende und zwei Ausbilder der Saurer Spinning Solutions GmbH & Co. KG beim Gymnasium der Stadt Baesweiler zu Gast, um Einblicke in verschiedenste Ausbildungsberufe und duale Studiengänge zu geben.

Die Kurzvorstellung des gerade mal 15 Minuten entfernten Unternehmens, das auf die Entwicklung und Herstellung von Industriespinnmaschinen sowie Fasern und Garnen spezialisiert ist, übernahm Alina Maaßen, Auszubildende zur Fachinformatikerin für Systemintegration. Im Anschluss präsentierte sie souverän das umfangreiche Angebot an Ausbildungsmöglichkeiten und dualen Studiengängen ihres Ausbildungsbetriebs zunächst vor rund 100 Schüler:innen der Jahrgangsstufe Q1 und im Anschluss vor ca. 80 Schüler:innen der Einführungsphase (EF).

Für die Auszubildende ist ein Werdegang über Umwege nichts Neues: Nach der Schule hatte sie zunächst zwei Semester Ökotrophologie studiert und sogar eine Ausbildung zur Rechtsanwaltsfachangestellten erfolgreich abgeschlossen. Ihre wahre Berufung fand sie aber letztlich im IT-Bereich: „Ich habe gemerkt, dass ich das – wahrscheinlich mein Leben lang – machen möchte, was mir auch wirklich Spaß macht.“ In ihrem Fall habe es zwar etwas gedauert, aber dafür habe sie nun eine nicht unerhebliche Verantwortung im Unternehmen und viel Freude an den ihr gestellten Aufgaben.

Andreas Beumer von der Fachhochschule Aachen ergänzte den Vortrag mit umfassenden Informationen zu Möglichkeiten eines dualen Studiums, wobei er beispielhaft Ausbildungs- bzw. Studiengänge vorstellte, die auch bei Saurer angeboten werden. Im Gegensatz zum Numerus Clausus oder anderen Auswahlverfahren der Hochschulen sei bei einem dualen Studiengang allein der Ausbildungsvertrag der Schlüssel zum Studienplatz. Zudem gebe es bei klassischen Studiengängen durchschnittliche Abbrecherquoten von 30 bis 50 Prozent, dagegen liege die Zahl der dual Studierenden, die den Studienteil nicht zum Abschluss bringen, bei gerade mal 3 bis 5 Prozent. Beumer betonte den Vorteil des Anwendungsbezugs im Zuge der praktischen Ausbildung im Betrieb: „Die meisten lernen, wenn sie wissen, wofür sie lernen. Plötzlich fällt die Wissensaufnahme viel einfacher.“

Nach dem Vortragsteil hatten die Jugendlichen die Möglichkeit, mit den Ausbildern Paul Haber (Bereich Metallwesen) und Nico Wiedemann (Bereich Elektrotechnik) sowie den Auszubildenden Julia Kraus (Industriekauffrau), Lukas Xantinidis (Zerspanungsmechaniker) und Zekeriya Ulu (Elektroniker für Betriebstechnik), der vor vier Jahren noch Schüler am Gymnasium Baesweiler war, ins Gespräch zu kommen. Auch Alina Maaßen stand den Schüler:innen Rede und Antwort, die positiv überrascht war, wie aufmerksam und interessiert diese waren: „Ich fand es erstaunlich, dass die meisten sehr offen für unsere Informationen waren. Einige waren sich auch schon ziemlich sicher, was ihre Wahl nach der Schule anbelangt.“

EF-Schüler Nikola konnte diesen Eindruck nur bestätigen: „Ich wusste vorher nur sehr wenig über das duale Studium. Bei der heutigen Veranstaltung wurde mein Interesse besonders für den Bereich Informatik geweckt. Ich weiß nun, welche zahlreichen Optionen es hierzu gibt, und ich werde mich auf jeden Fall weiter in diese Richtung informieren.“

Studien- und Berufswahlkoordinator Andreas Haupts freut sich über derartige Erfahrungen seiner Schüler:innen. Er begleitet die seit 2016 bestehende Lernpartnerschaft von Beginn an mit großem Engagement, wobei so manches unterrichtliche Projekt auf den Weg gebracht wurde. Sein Fazit zur Veranstaltung: „Unsere Schüler:innen profitieren im besonderen Maße von Einblicken in die reale Arbeitswelt und ,echten Begegnungen‘ mit den Azubis auf Augenhöhe. Sie bekommen somit praxisnahe Möglichkeiten zur Ausgestaltung der eigenen beruflichen Zukunft aufgezeigt.“

Felix Meisel, KURS-Koordinator für die Städteregion Aachen
https://www.kurs-koeln.de/