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Das Fach Geschichte stellt sich vor

„Wer die Enge seiner Heimat ermessen will, reise.
Wer die Enge seiner Zeit ermessen will, studiere Geschichte.“
(Kurt Tucholsky)

Das Fach Geschichte wird an unserem Gymnasium in der Sekundarstufe I in den Jahrgangsstufen 6, 8 und 9 unterrichtet. Wir freuen uns, seit dem Schuljahr 2011/12 neben den Grundkursen in der Sekundarstufe II seit langem wieder einen Leistungskurs anbieten zu können, dessen Einrichtung sich des Interesses und Eintretens unserer Schülerinnen und Schüler für einen Geschichtsleistungskurs verdankt.

Das Fach Geschichte verlangt von den Schülerinnen und Schülern einerseits Denkleistung, Strukturen und Zusammenhänge sollen im Hinblick auf die Relevanz für unsere eigene Lebenswelt erkannt und hinterfragt werden. Andererseits kommt das Fach Geschichte nicht ohne das Lernen und Memorieren von Daten und Fakten im Sinne eines Orientierungswissens aus, da dies die notwendige Basis ist für die Denkaufgaben, zu denen das Fach Geschichte herausfordern möchte.  

Warum überhaupt Geschichte?

Geschichte betrifft jeden von uns, da wir ihr in unserem Alltag begegnen – sei es in Sachüberresten wie Bauwerken oder Denkmälern, sei es in Erzählungen der Eltern oder Großeltern, in Zeitungen, Ausstellungen oder sogar in einigen Spielfilmen oder Romanen.

Diese Gegenwart von Geschichte in unserem Alltag bezeichnet man als Geschichtskultur, sie prägt unser Geschichtsbewusstsein, das heißt unser Wissen und unsere Vorstellungen über die Geschichte, und sie beeinflusst unser Urteil über sie.

Die Erweiterung und Förderung eines reflektierten Geschichtsbewusstseins ist die Hauptintention unseres Faches. Nur, wer in der Auseinandersetzung mit dem Handeln von Menschen in Raum und Zeit, also mit Geschichte, ein Bewusstsein für das Gestern – Heute und Morgen entwickelt, wer zwischen Realität und Fiktion unterscheiden kann, wird in der Lage sein zu erkennen, dass Vergangenheit mit der eigenen Gegenwart zusammenhängt, Bedeutung für diese und für die Zukunft hat. 

Um das im Alltag erworbene Geschichtsbewusstsein überprüfen und vermittelte Geschichtsbilder hinterfragen zu können, sind Multiperspektivität und Kontroversität zentrale Prinzipien des Unterrichts. Die Schülerinnen und Schüler entdecken, wenn sie verschiedene Quellen und Darstellungen zu einem historischen Ereignis untersuchen, dass es nicht die eine Wahrheit gibt, sondern es immer auf den Standort, die Perspektive ankommt.  

Die Beschäftigung mit Geschichte soll somit einerseits dazu beitragen, Orientierungs-, Kultur- und Weltwissen zu erwerben, darüber hinaus soll über den Nachvollzug des Handelns und Denkens der Menschen in Zeit und Raum, dessen Analyse und Beurteilung die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit und damit der eigenen Identität gefördert werden; unsere Schülerinnen und Schüler erwerben Kompetenzen, um eigene Lebenschancen wahrnehmen und verantwortungsbewusst am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können. 

Mit welchen Inhalten beschäftigt sich das Fach Geschichte? 

Sekundarstufe I

In der sechsten Klasse begeben wir uns mit den Schülerinnen und Schülern auf eine Zeitreise zurück zu den Anfängen der Menschheit, wie sie einerseits in Mythen und andererseits in der Wissenschaft erklärt werden. In der Auseinandersetzung mit dem Leben der Menschen in der Steinzeit können die Schülerinnen und Schüler ermessen, welche enormen Entwicklungen bis in ihre Gegenwart erfolgt sind. Gleichzeitig erkennen sie in der Beschäftigung mit der Hochkultur Ägypten, dass es im Altertum schon hoch entwickelte Völker gab, die bis heute aufgrund ihrer Erfindungen und ihres Wissens faszinieren.

Die Beschäftigung mit der ägyptischen Hochkultur leitet sodann über zu den Griechen und den Römern, neben Götterwelt und den Olympischen Spielen wird beispielsweise der Frage nach dem Zusammenleben in der Familie und im Staat nachgegangen.

Ist Athen die Wiege unserer Demokratie oder gibt es  doch zentrale Unterschiede zwischen damals und heute?

Dem Prinzip des chronologischen Durchgangs in der SI verpflichtet, wenden wir uns dann  mittelalterlichen Lebenswelten zu. Aufgrund der Nähe zu historisch bedeutsamen Orten bietet sich eine Exkursion in die Kaiserstadt Aachen an – auf den Spuren Karl des Großen wird Geschichte für die Schülerinnen und Schüler an historischen Orten konkret erfahrbar.    

In Klasse 8 knüpfen wir mit dem Thema Was Menschen im Mittelalter voneinander wussten an das letzte Thema im Jahrgang 6 an, bevor wir den Weg aus dem Mittelalter in die Neuzeit mit wichtigen Entdeckungen, zum Beispiel dem Buchdruck oder der Entdeckung Amerikas, und einschneidenden Ereignissen wie zum Beispiel der Reformation und der Französischen Revolution beschreiten. Immer mehr rückt die deutsche Geschichte in den Blick. Wichtige Etappen auf dem Weg zum deutschen Nationalstaat werden zum Gegenstand des Unterrichts. Die Geschichte des deutschen Kaiserreiches von der Reichsgründung bis zum Eintritt in den Ersten Weltkrieg stellt den letzten Bereich im Jahrgang 8 dar.

Im Jahrgang 9 lernen die Schülerinnen und Schüler Geschichte als Zeit der noch Mitlebenden kennen. Zeitgeschichtliche Themen machen ihnen besonders deutlich, dass Geschichte sie selber betrifft.  Zeitgeschichte eröffnet nicht zuletzt vor diesem Hintergrund Chancen für historische Lernprozesse. Die Möglichkeit der Zeitzeugenbefragung bietet in diesem Kontext ein besonderes Potenzial, um Geschichte im wahrsten Sinne des Wortes lebendig zu machen.

Zeitgeschichte, beginnend mit dem Ersten Weltkrieg, führt über die erste deutsche Demokratie, die Weimarer Republik, zum Nationalsozialismus. Wichtig, um den Schülerinnen und Schülern Orientierung in der eigenen Lebenswelt zu geben, ist nicht nur die sachlich fundierte Auseinandersetzung mit der Zeit zwischen 1933 und 1945, sondern auch mit der Zeit nach 1945. Von Interesse sind die Geschichte der beiden deutschen Staaten und die Wiedervereinigung, darüber hinaus weitet sich die Perspektive auf weltweite Entwicklungen wie zum Beispiel Kalter Krieg, Europäische Einigung, Globalisierung.

Sekundarstufe II

In der Oberstufe gestaltet sich der zweite Durchgang durch die Geschichte derart, dass in der Sekundarstufe I erworbene Erkenntnisse, Fertigkeiten und Kompetenzen weiter entfaltet und entwickelt werden. Vertiefte Allgemeinbildung und Wissenschaftspropädeutik sind leitende Prinzipien für den Geschichtsunterricht in der gymnasialen Oberstufe. Einzelne Themen, die sich an den Vorgaben für das Zentralabitur orientieren, werden vertiefend und differenzierter betrachtet, das heißt, die Auseinandersetzung erfolgt stärker als in der Sekundarstufe I aspekt- und problemorientiert, so dass gleichzeitig eine bewusstere und vertiefte Interpretation historischer Zusammenhänge angestrebt werden kann.

In derEinführungsphase stehen drei Inhaltsfelder im Erkenntnisinteresse. Das erste Inhaltsfeld widmet sich der Erfahrung mit dem Fremdsein in weltgeschichtlicher Perspektive. Fremd- und Selbstbilder werden zum Beispiel in der gegenseitigen Wahrnehmung von Germanen und Römern erarbeitet, ihre Intentionalität, Funktionsmechanismen und Wirkkraft erörtert, aber auch die Erfahrung und Bedeutung von Fremdsein, Vielfalt und Integration durch Migration am Beispiel des Ruhrgebietes im 19. und 20. Jahrhundert in den Blick genommen.

Gegenwärtig wirksame Feindbilder und Stereotype werden im zweiten Inhaltsfeld thematisiert, indem ein Thema mit hohem Gegenwartsbezug in seinen Wurzeln  und Veränderungen im Laufe der Zeit ergründet wird, nämlich die Begegnung zwischen Christentum und Islam im Mittelalter und in der frühen Neuzeit.

Die Prägung unserer  Gesellschaft durch die durch die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte angestoßenen Prozesse und Errungenschaften rückt das dritte Inhaltsfeld der Einführungsphase in den Fokus. Es eröffnet den Schülerinnen und Schülern „einen reflektierten Zugriff auf die Grundlagen unseres heutigen Rechts-, Staats- und Freiheitsdenken“ (KLP SII, S. 17), der Anspruch der universalen Gültigkeit der Menschen- und Bürgerrechte wird zudem vor den Hintergrund der Geschichte, aber auch aktuellen Themen reflektiert.        

In der Qualifikationsphase bestimmen weiterhin das „lange“ 19. Jahrhundert sowie das „kurze“ 20. Jahrhundert die Auseinandersetzung und das Lernen mit Geschichte für die Gegenwart.       

Mit Inkrafttreten des Kernlehrplans für die Sekundarstufe II werden 4 Inhaltsfelder verbindlich:

  • Die moderne Industriegesellschaft zwischen Fortschritt und Krise
  • Die Zeit des Nationalsozialismus – Voraussetzungen, Herrschaftsstrukturen, Nachwirkungen und Deutungen
  • Nationalismus, Nationalstaat und deutsche Identität im 19. und 20. Jahrhundert
  • Friedensschlüsse und Ordnungen des Friedens in der Moderne