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Abi-Jahrgang 2022 freut sich zu feiern

Das Schulende will bejubelt werden. Was haben die Schülerinnen und Schüler sich für ihren großen Tag ausgedacht?

VON GÜNTHER VON FRICKEN

NORDKREIS Können wir unser Abitur feiern oder wird es weiter Einschränkungen durch die Corona-Pandemie geben? Diese Frage haben sich die Schülerinnen und Schüler, die im Juni ihr Abitur-Zeugnis in den Händen halten werden, in den vergangenen Wochen und Monaten häufig gestellt.

„Wir machen uns seit Anfang 2021 Gedanken darüber und haben Komitees gebildet, die sich mit allen Themen rund ums Abitur beschäftigen“, berichtet Annika Kind. „Unsere Idee war es, normal zu planen, und zu schauen, was passiert. Dabei ist natürlich die Motivation bei steigenden Inzidenzen zwischendurch mal geringer geworden, aber jetzt sieht es so aus, dass wir tatsächlich feiern können.“ Gemeinsam mit Gioia Maggio ist sie Stufensprecherin der Q2, des Abijahrgangs 2022 am Baesweiler Gymnasium. Zugleich gehören die beiden zum Planungs-Kernkomitee.

Aktuell stehen für die fast 100 Abiturienten die Vorabitur-Klausuren im Vordergrund, ehe es Anfang April die unvergesslichen Abschieds-Tage geben wird. „Die Nacht vom 5. auf den 6. April machen wir am CAP durch, dann fahren wir zur Schule und starten dort unseren Abi-Gag“, erzählt Gioia Maggio. Verraten werden soll nur soviel: Es wird eine Aktion rund um das Motto „Abi-Vegas, um jeden Punkt gepokert“ geben. Nachdem es den Abi-Gag im Vorjahr nur jahrgangsstufenintern gab, können in diesem Jahr alle Schüler teilhaben, der Abi-Gag wird über digitale Tafeln in die Klassenräume gestreamt. Bevor es am 8. April dann die Zulassungsbescheide zum Abitur gibt, darf die Mottowoche nicht fehlen, in der die Jugendlichen jeden Tag passend zu einem Thema zum Unterricht kommen. Filme, Asi, Overdressed Las Vegas, Anfangsbuchstabe des Namens und Gruppenkostüm, das sind an fünf Schultagen die Vorgaben. Danach wird es bis zu den Osterferien noch eine Woche geben, in der nur noch in Leistungskursen und Abiturfächern unterrichtet wird, ehe am 27. April die Prüfungen starten.

„Insgesamt fühle ich mich gut vorbereitet“, blickt Annika Kind auf die vergangenen beiden Jahre zurück, in denen es Präsenzunterricht wie Homeschooling gab. „Irgendwann hatte man es raus, sich selbst zu organisieren. Homeschooling war natürlich was anderes als Unterricht in der Schule, weil man leichter abgelenkt war und man sich selbst motivieren und manches beibringen musste“, ergänzt sie. Umso größer, so sagt Gioia Maggio, sei die Freude gewesen, als es in Präsenz wieder strukturierte Tage in der Schule gegeben habe. „Homeschooling war manchmal schon mental anstrengend. Es war gut, in der Schule wieder in einen normalen Alltag zu kommen und die anderen aus der Stufe zu sehen“, sagt sie. „Corona-geschädigt“ fühlen sich beide in ihren Abitur-Vorbereitungen nicht, zumal der Lehrstoff zuletzt nochmals wiederholt worden sei.

„Wir mussten durch Corona und Homeschooling zeitweise selbstständiger arbeiten als vorher.“ Cansu Karaman, Abiturientin 2022, Gustav-Heinemann-Gesamtschule in Alsdorf

Knapp ein Monat wird zwischen allen angesetzten Abitur-Prüfungs-Terminen vergehen, ehe es am 15. Juni tatsächlich zum letzten Mal auf den Weg zum Gymnasium geht. Dann übrigens in Anzug und Ballkleid. Denn nach einem Gottesdienst wird es im Pädagogischen Zentrum die Abi-Zeugnisse geben. „Und zwar gruppenweise, und jede Fünfer-Gruppe kann sich einen Song aussuchen, der auf ihrem Weg zur Bühne gespielt wird“, beschreibt Annika Kind die Planungen, die mit den Beratungslehrern Karl-Heinz Charl und Annette Arlt sowie Oberstufenkoordinator Daniel Braun abgestimmt sind. Vom PZ sind es dann nur wenige Meter bis zur Turnhalle, wo mit Familie und Freunden der Abiball mit DJ ansteht. Annika Kind und Gioia Maggio sind sicher, dass „so richtig Party gemacht wird“.

Mit Anzug und Ballkleid

Für die Abiturienten der Gustav-Heinemann-Gesamtschule in Alsdorf ging es vor den Vorabitur-Klausuren zunächst noch drei Tage nach Berlin. „Diese Fahrt hat bei uns Tradition“, erklärt Schulleiter Ralf Bauckhage. Allerdings handelt es sich dabei nicht um einen Abschlussfahrt – eine geplante Spanien-Fahrt musste corona-bedingt abgesagt werden – sondern um eine Form des Geschichtsunterrichts für den Abitur-Jahrgang. „Manche von uns haben auf der Fahrt schon angefangen, für die Prüfungen zu lernen“, berichtet Cansu Karaman, die sich mit Hafssa Ezzerhouni und weiteren Schülerinnen und Schülern im Abitur-Komitee um die Planungen der Feier und anderer Dinge rund um das Abitur kümmert. Seit Ende der Jahrgangsstufe 12 nehmen die Planungen hier Fahrt auf. Und weil das Ganze auch finanziert werden muss, hat man sich frühzeitig auf die Suche nach Sponsoren und zusätzlichen Einnahmemöglichkeiten gemacht. So wurde ein Flohmarkt veranstaltet, an Halloween und Nikolaus wurden Süßigkeiten und am Valentinstag Rosen verkauft, es gab eine Pfandflaschen-Sammlung und eine Verlosung von Gutscheinen, die Unterstützer bereitgestellt hatten. „Wir haben für Abiturfeier und Zeugnisübergabe am 23. Juni die Alsdorfer Stadthalle gemietet und für die Party im Anschluss daran das Vereinsheim in Kellersberg“, berichtet Hafssa Ezzerhouni. In der Stadthalle geht es festlich zu, für jede(n) wird auf dem Weg von seinem Platz bis zur Zeugnisübergabe ein eigener Song eingespielt. Natürlich sind die 85 Abiturientinnen und Abiturienten froh darüber, im Gegensatz zu ihren Vorgängern 2021 jetzt wieder Feiern organisieren zu können, denn „die letzten Tage wollen wir alle genießen. Und wenn alles klappt, wird das superschön“, ergänzt Cansu Karaman. Wenn sie an Dinge denkt, die bereits fertig oder in Arbeit sind, so erwähnt sie auch die Abitur-Pullis und die Abitur-Zeitung. „Darin gibt es zum Beispiel Steckbriefe und Bilder von den Abiturientinnen und Abiturienten, Zitate aus dem Lehrer-Kollegium und von Schülern sowie ein Lehrer-Ranking. Natürlich darf man auf den genauen Inhalt ebenso gespannt sein wie auf die Umsetzung des Abitur-Mottos „C‘est l‘Abi“. In enger Absprache mit Schulleiter Rolf Bauckhage und Oberstufenleiter Herbert Großmann wird hier geplant.

Vor den Abiturprüfungen darf auch an der Gustav-Heinemann Anfang April die Mottowoche mit unterschiedlichsten Outfits nicht fehlen. Kultur/Herkunft, Kindheitshelden, Filme/Serien, Lehrer nachmachen – der Fantasie sind bei diesen Themen keine Grenzen gesetzt.

In einer einwöchigen Extra-Lernzeit bekommen die Jugendlichen nach der Abi-Zulassung die Gelegenheit, den Lehrstoff in den Abifächern nochmals aufzuarbeiten und Defizite auszugleichen, ehe es ab 26. April mit dem Beginn der Prüfungen Ernst wird. Die Vorbereitung auf die Prüfungen sei zwar nicht optimal durch den Mix aus Homeschooling und Präsenz in den vergangenen Jahren gewesen. Dennoch sehen sie sich nicht als benachteiligte Generation und durch mehr Unterricht in der Schule besser vorbereitet als ihr Vorgänger-Jahrgang. „Wir mussten durch Corona und Homeschooling zeitweise selbstständiger arbeiten als vorher. Online hat man sich vielleicht nicht mit jeder Aufgabe so intensiv befasst, und es wurden auch viele Aufgaben aufgegeben“, schaut Cansu Karaman zurück.

Beide Schülerinnen sind sich einig, dass der direkte Kontakt zu den Lehrkräften viel besser gewesen sei als jede Videokonferenz. „Das war ein komplett anderes Gefühl, und es war auch toll die Mitschüler*innen wieder zu treffen“, so Hafssa Ezzerhouni. Und genau mit diesen und natürlich den Eltern und Freunden soll nach dem Ende der Schulzeit beim Feiern noch einmal so richtig die Post abgehen.

(Erschienen in der Aachener Zeitung, 12.03.2022)