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Die Politik stellt sich der Schule

Baesweiler Gymnasiasten haben den Landtag zu Gast und nutzen die Gelegenheit zum kritischen Dialog

Von Karl Stüber

BAESWEILER Dass sich Schulklassen im Düsseldorfer Landtag auf Einladung aus erster Hand über die Arbeit des Parlaments informieren, ist nicht neu. Nun kommt das Parlament seinerseits in Schulen, wenngleich der Plenarsaal im Nachbau aus Platzgründen deutlich kleiner ausfällt. Bislang hat die neu konzipierte „Wanderausstellung für weiterführende Schulen“, die der Landtag mit der Landeszentrale für politische Bildung entwickelte, erst „in drei oder vier Einrichtungen“ Station gemacht, wie Landtagspräsident André Kuper in der Aula des Baesweiler Gymnasiums sagte. In Zeiten „größer werdender Herausforderungen in Deutschland und der Welt“ – gemeint waren Populismus und Radikalisierung – sei wichtig, im Dialog zwischen Bürgern und Politik die Demokratie zu stärken. „Bringt Euch in die Willensbildung ein“, sagte Kuper den Schülern.

Reden üben, Debatten führen

Das Konzept kommt gut an, wie Schulsprecherin Alina Meys und Tobias Dahmen, ebenfalls Mitglied der Schülervertretung (beide in der Q1), bei der Moderation einer Fragerunde mit den Landtagsabgeordneten Eva-Maria Voigt-Küppers (SPD/Würselen) Hendrik Schmitz (CDU/Baesweiler) sowie Baesweilers Bürgermeister Dr. Willi Linkens (CDU) und Schulleiter Wilhelm Merschen deutlich machten.

Laut Merschen hatte Studienrätin Paulina Kania, als Abiturientin bzw. Referendarin praktisch ein „Eigenwächs“ des Baesweiler Gymnasiums, das neue Projekt des Landtags ausfindig gemacht und nach Baesweiler geholt. Neben dem Miniatur-Nachbau des Plenarsaals ist ein Rednerpult in Originalgröße aufgestellt. Hier können im Rahmen des Unterrichts Schüler Reden üben und Debatten führen. Auf den Außenseiten der Stelen gibt es viele Informationen, Bilder und Grafiken über das Land NRW, das Landtagsgebäude, die Aufgaben des Parlaments und der Abgeordneten, das Wahlsystem, Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung und zum Stichwort Förderalismus. Spiele und „Demokratiewürfel“ sowie Broschüren runden das Ganze ab.

Natürlich löcherten Meys und Dahmen die „Erwachsenen“ mit Fragen, welche die Schüler erarbeitet hatten. Was denn die Schulen nun vom Digitalpakt haben, wie es angesichts des vorherrschenden Wunsches zu studieren, darum stehe, auch über Ausbildungsberufe zu informieren, und wie es denn um die Fortentwicklung des Schulsystems stehe, mit dem viele Schüler unzufrieden seien. Da mussten Bürgermeister Linkens, Landtagspräsident Kuper und die beiden Landtagsabgeordneten deutlich machen, dass die Mühlen der Demokratie nun eben nicht so schnell mahlen und Entscheidungs- und Verteilungsprozesse allen Beteiligten einen langen Atem abverlangen. Schulleiter Merschen sagte bezüglich Digitalisierung der eigenen Schule, nichts überstürzen, sondern aus den Erfahrungen anderer Schule lernen zu wollen, die zum Teil schwere Fehler begangen hätten, die nicht wiederholt werden sollen.

Nicht nur studieren

Zunächst müsse die Schule ein Medienkonzept erarbeiten und dem Schulträger Stadt Baesweiler vorlegen. Bürgermeister Linkens erläuterte, dass aus den Konzepten aller Schulen ein Medienentwicklungsplan zu erarbeiten und dann vom Schulausschuss zu beschließen sei. Und dann müssten die Aufträge erst einmal ausgeschrieben werden...

Zur Reform des Schulsystems merkte Landtagspräsident Kuper an, zuletzt sei ja die Debatte G8/G9 geführt und entschieden worden. „Es wird eine Weiterentwicklung geben, aber nicht jedes Jahr ein neues Schulsystem.“

In Sachen Berufswahl- und Berufsausbildung versprach Merschen, die Anregung der Schüler für das Gymnasium Baesweiler aufzunehmen.

Kniffligen Fragen musste sich vor allem CDU-Mann Hendrik Schmitz stellen: Wie er denn persönlich dazu stehe, wie sich Teile der CDU in Thüringen gegenüber der AfD verhalten? „Wir haben auf Landes- und Bundesebene klare Beschlüsse dazu“, lautete seine Antwort. Und wer soll nach Kanzlerin Angela Merkel in Deutschland die Führungsrolle übernehmen? Friedrich Merz oder AKK (Annegret Kramp-Karrenbauer)? CDU-Mann Schmitz: „Das ist Sache der Wähler. Ich würde mich freuen, wenn es einer von beiden wird, denn das würde bedeuten, dass wir die Mehrheit hätten.“

Die Diskussion hätte noch länger geführt werden können, aber nach einer Stunde warteten noch die formale Ausstellungseröffnung und Häppchen, bevor die Politiker zum nächsten Termin mussten. Auch das gehört zur Demokratie.

Bis zum Tag des Abbaus, Freitag. 22. November, können sich Schüler und Lehrer mit der Ausstellung in ihrer Schule auseinandersetzen. Interessierte haben die Möglichkeit, im Rahmen des Tages der Offenen Tür des Gymnasiums Baesweiler am Samstag, 16. November, ab 9.30 Uhr die Ausstellung zu besuchen. Sollten andere weiterführende Schulen Interesse an dieser Ausstellung haben, so kann diese im Landtag NRW bestellt werden. Sie bleibt in der Regel zwei Wochen vor Ort. Für den Auf- und Abbau sorgt der Landtag. Zudem wird in Aussicht gestellt, dass der Präsident des Landtags oder einer seiner Stellvertreter zur Eröffnung kommt.

www.jugend-landtag.de

(Erschienen in der Aachener Zeitung, 12.11.19)